Nördlich des Bahnhofs liegt diese dreieckige Brachfläche direkt neben einem Straßenbahnhof. Die Bitterfelder Straße wurde Ende des 19. Jahrhunderts auf der grünen Wiese, der Petzscher Mark angelegt und beidseitig mit Industrie, Gewerbe und einem Straßenbahnhof bebaut. Auf Plänen ist die Brache stets eine Grünfläche, durch die Schienen einer Werkbahn verlaufen.
2011 wachsen hier Robinie, Götterbaum, Waldreben, Brennessel, Kanadische Goldrute und verschiedenste Gräser.
Eine bisher nicht verwirklichte Ruderalbepflanzung. Langanhaltend sind die Folgen kontaminierter Erde. Industrieschadstoffe, Altöl, Rückstände entlang alter Bahnstrecken. An Letzteren siedeln sich oft Kleingartenanlagen an. Innerstädtische Industriegebiete werden bei plötzlichen Transformationsprozessen freigestellt, etwa bei einem unvorhergesehenen Technologiewandel oder gesellschaftlichen Umbrüchen. Erst dann, so scheint es, werden Fragen der Umweltbelastung akut. Eine Extremform sind nukleare Endlager der zivilen Atomindustrie. Im Jahre 1981 widmete sich eine Arbeitsgruppe sogenannter Atomsemiotiker dem Problem, dass man zwar auf eine rund 5.000-jährige Geschichte der Schrift zurückblicken könne, nun aber nachfolgende Generationen über einen Zeitraum von bis zu einer Million Jahre über die tödliche Strahlung der Endlager aufklären müsse. 24.000 Jahre beträgt etwa die Halbwertszeit von Plutonium-239. Auch danach darf niemand an dieser Stelle graben. Nachdem über die verschiedensten Möglichkeiten eines warnenden Zeichensystems debattiert wurde, das eine Menschheit oder menschenähnliche Spezies noch in Zehntausenden von Jahren zu entziffern in der Lage wäre, brachte Stanislaw Lem folgende Idee ins Spiel: Eine hochentwickelte Gesellschaft werde nach dieser Zeit ohne Weiteres in der Lage sein, die DNA u.a. von Pflanzenarten zu lesen. Warum also nicht eine genetisch veränderte Pflanze entwickeln, die nur in radioaktiv kontaminierten Böden gedeiht und die Todeswarnung als Nachricht, also als dechiffrierbare Botschaft, als eine Art Schrift explizit in sich trägt? (Schon heute ist es möglich, die dicksten Bücher als Nukleinbasenpaare in künstliche DNA zu übersetzen. Die rationellsten Datenträger überhaupt.) Die Information wäre in der Lage, sich fortwährend selbst zu reproduzieren. Kein noch so stählernes Schild könnte das über diese Zeiträume leisten.